Mit Serge von Valencienne nach Scey-sur-Saône

11.07.2020

Vor einer Woche sind wir in Scey-sur-Saône angekommen, wir hatten mit Serge abgemacht, dass wir seinen Platz belegen dürften. Im Hafen war die zuständige Person nicht anwesend und der Angestellte vor Ort wusste nur, dass der von uns gewählte Platz für eine grosse Peniche reserviert sei und wir da nicht bleiben dürften. Da es viele freie Plätze gab, erlaubte er uns, einen nach unserem Gusto auszuwählen 😉. Wir stellten uns also darauf ein, am Donnerstag noch einmal wechseln zu müssen, doch welch ein Glück, wir hatten zufällig Serges Platz ausgewählt 😎😍😊.
Serge traf gegen Mittag ein, wir fuhren nach Vesoul, kauften Unmengen von Nahrungsmitteln ein, nahmen das reservierte Mietauto entgegen und fuhren noch am selben Abend  nach Valencienne, wo wir kurz vor dem Eindunkeln eintrafen.
Der Freitag war reserviert für das Einrichten auf Tammy. Die Schleusen würden am Samstag nach dreiwöchigem Chomage öffnen und wir wollten morgens um sieben Uhr los. Die über 600 km lange Reise mit 200 Schleusen könnte beginnen 😉.
Im Hafen von Valencienne ist die Ausfahrt sehr eng und gleichzeitig gibt's da immer wieder ziemlich viel Strömung zum 100 Meter unterhalb liegenden Wehr und als wir ablegen wollten war die Strömung so hoch, dass wir warten mussten 😥. Die Hafenmeisterin teilte uns mit, dass es gegen 10 Uhr besser werden würde...
Ken der Voreigner von Tammy liess Serge wissen, dass das Schlimmste an unsere Reise die Ausfahrt aus dem Hafen sei 🤪😳. Toll, keine Ahnung vom 15 Meter Kahn und die Aussicht ins Wehr zu fahren 😂😂.
Kurz vor 10 Uhr nahmen wir all unseren Mut zusammen und machten die Leinen los, langsam rauss fahrend unter Betätigung des Bugstrahlers nach rechts. Letzterer gab kurz vor der gegenüberliegenden Mauer seinen Geist auf und der Bug drohte nach links zu drehen 🤯💀, intuitiv das Ruder nach rechts und viel Schub rettete Tammy vor dem Absturz 😎, die Reise konnte beginnen!
Natürlich hatten wir Hobby-Kapitäne nicht daran gedacht, dass nach dem Confinement und dem zusätzlichen Chomage auch die Berufsschiffer wieder Fahrt aufnehmen wollten 🤣🤣🤣🤣. Es gab ein Riesen Chaos mit riesigen Lastkähnen, ein Warten vor den Schleusen und wir eingeklemmt zwischen Schleusentoren und eben diesen Schiffen wurden von deren Schubkraft hin und her geschleudert ☹. An ein zügiges Vorankommen war nicht mehr zu denken! Vor dem vier Kilometer langen Tunnel Ruyaulcourt mit Ausweichstelle in der Mitte für die entgegenkommenden Schiffe war dann auch Schluss.
Am Sonntag um 9 Uhr durften wir dann hinter riesigen Schubverbänden durch den Tunnel baumeln um anschliessend vor der nächsten Schleuse zu erfahren, dass wir bis ca. 14 Uhr warten dürften. Doch noch nicht genug, da in Frankreich Bürgermeister Wahlen waren, schlossen die Schleusen schon um 16.30 Uhr.
Seit drei Tagen haben wir nun aber richtig Fahrt aufgenommen , neben kleineren Zwischenfällen wie Impellerwechsel und Wärmeaustauscher-Reinigung haben wir es toll zusammen, es gibt viel zu lachen und der Canal du Nord, die Aisne und der Canal de l'Aisne à la Marne liegen in bezaubernden Landschaften.
Heute erreichen wir Sillery, hoffentlich 😉😊😍

Mittlerweile sind wir ein gut eingespieltes Team, Serge, unser Kapitän steuert seine Tammy souverän durch die Kanäle und Schleusen. Letztere sind hier ziemlich anspruchsvoll, denn sie lassen das Wasser seitlich vom Schleusentor ab, was zu unangenehmen Strömungen führt. Da glaubst du, gerade in die Schleuse einzufahren und dann treibt es dich wenige Meter vor der Einfahrt  plötzlich nach links oder nach rechts 😳. Je schneller du auf die Schleuse zufährst, desto weniger treibst du ab! Doch bei Tammy ist die Sicht durch den "Wohnblock" verdeckt, so dass erst wenige Meter vor der Schleuse ersichtlich wird, ob du schön mittig in die Schleuse einfährst 🤪. Da braucht es ziemlich viel Mut und Übung!

In Reims waren wir einen Moment unkonzentriert und sind in eine untiefe Ausweichstelle gefahren, das gab eine "schöne" Aufregung als wir neben uns plötzlich nur noch seichtes Wasser sahen. Doch das Glück war uns hold, wir haben unbeschadet überlebt 😍😎.

In Sillery haben wir Lebensmittel und Diesel geladen 😊, da der Intermarché mit Tankstelle nah am Hafen liegt 😂. Mit zwei 20-Liter Kanistern ist Serge losgezogen und hat mühsam in mehreren Gängen Tammy vollgetankt, Béa ist mit Chiara raus und hat für unser leibliches Wohl gesorgt und Paul besorgte Nachschub essbarer Güter.  Ziemlich erschöpft sinken wir um zehn Uhr in unsere Betten.
Auf unserem Weg nach Pogny bemerken wir erst zwei Meter vor der Schleuse, dass die Ampel noch nicht auf grün gestellt hat, also mit viel Schub hinein, doch nun lässt sich das Tor nicht mehr schliessen. Paul klettert die Leiter hoch und nimmt über die am Schleusenhäuschen angebrachte Gegensprechanlage mit dem VNF Kontakt auf. Zehn Minuten später steht eine junge Dame da und schliesst für uns das Tor, die Reise kann weitergehen. Auch die nächste Schleuse geht nicht richtig und auch da steht die junge VNF Dame 10 Minuten später da und befreit uns vom hier verschlossenen Ausfahrtstor. Wir vermuten, dass sie uns begleiten möchte und sie deshalb die Schleusen manipuliere 🤣🤣🤣. Beim Au revoir Sagen lachen wir alle. Die VNF Leutchen machen einen guten Job, danke!

Um 7 Uhr stehen wir am Dienstag vor der ersten Schleuse und zwei Stunden später sind wir in Langres, wo wir unsere Lebensmittelvorräte im 2 km entfernten Intermarché auffrischen 😊. Danach geht's ab durch den Tunnel de Balesmes. Damit ist die Bergfahrt zu Ende und wir müssen nur noch 42 Schleusen abwärts fahren um die Saône zu erreichen. In Piépape finden wir wie letztes Jahr einen schönen Platz zum Übernachten 😍. Auch am Mittwoch geht's um 7 Uhr los, alle Schleusen müssen leider zuerst noch füllen, was für uns immer wieder Warten bedeutet 🙄. Der von Paul vorgeschlagene Übernachtungsplatz in St. Seine-sur-Vingeanne wird von der Mehrheit der Mannschaft abgelehnt 😫, also geht's weiter. Am Ende des Tages haben wir nach 26 Schleusen in der Nähe der alten EisenbahnBrücke von Oisilly doch noch einen schönen Platz gefunden. Die jungen Stiere auf der Weide sind sehr an unserem Tun interessiert 😍😊😎.
Gestern waren wir dann kurz nach neun Uhr bereits in Maxilly am Ende des Kanals entre Champagne er Bourgogne.  Serge und Paul haben sich schon zugeprostet, doch dann kommt kurz vor der Einmündung in die Saône eine 38-Meter Penische auf uns zu und weicht nicht aus, in letzter Sekunde steuern wir nach links vor dem 2 Meter hohen Bug durch und Kreuzen steuerboard, uff gab das weiche Knie!!!
Zwei Stunden später kommen wir in Mantoche an, nach einem kurzen Mittagessen versinken unsere Hobbykapitäne im Tiefschlaf 🤣🤣🤣🤣🤣. 

Von Pogny nach Vitry-Le François sind die Schleusen so programmiert, dass beim Verlassen der einen Schleuse die nächste automatisch bereit gestellt wird. So kommen wir schnell voran 😎😍.
Von da an kommen wir bereits auf den letzten von uns zu bewältigenden Kanal, den Canal entre Champagne et Bourgogne. Jetzt müssen wir nur noch 71 Schleusen hoch, dann den 5.8 km langen Tunnel durch und 42 Schleusen runter fahren um die Saône zu erreichen 😉😊.
Bereits die erste Schleuse füllt beinahe zum Überlaufen voll, da nützen uns die Fender nur noch wenig, Paul muss aussteigen und Tammy (23 Tonnen) vom Touchieren mit der Schleusenwand abhalten.
Im Kanal wachsen sehr sehr sehr viele Algen!!! Der VNF scheint bemüht, das Problem zu lösen, an den Schleusen stinkt es fürchterlich nach Schweinemast und wir kämpfen uns durch dichte Algenteppiche. Tammy kommt nur sehr langsam voran. Und dann geschieht das Unvermeidliche, ein Wasserfilter verstopft, das Kühlwasser beginnt zu kochen 💀!! In der nächsten  Schleuse wollen wir das Problem lösen, müssen die dort hilfsbereiten VNF-Angestellte davon abhalten, dass sie die Schleuse fluten. Mit einem Draht versucht Serge durch den Wasserfilter an die verstopfte Stelle zu gelangen, er zieht nur wenig Material  nach oben. Schliesslich versucht er es noch mit einer Plastikstange, die dann den erwünschten Erfolg bringt. Wir wollen also weiter, doch jetzt schliesst die Schleuse nicht mehr 🤢. Der VNF hilft...
Kaum haben wir die Schleuse verlassen, ist der andere Filter verstopft. An einer Anlagestelle, wo schwer alkoholisierte (13 Uhr!), offenbar gestrandete Schifffahrer uns anpöbeln, entstopfen wir auch den zweiten Filter. Von jetzt an gilt, in jeder Schleuse Wasserfilter reinigen (Serge) während Bea und Paul Tammy hochschleusen.
So kommen  wir erst kurz vor 17 Uhr in St. Dizier an. Wir beschliessen für die Nacht hier zu bleiben und Serge und Paul gehen noch im 2 km entfernten Intermarché Einkaufen. Nach dem Abendessen geht nichts mehr 😂😂, ausser schlafen 🤣🤣.
Am nächaten Morgen sind wir wieder um 7 Uhr bereit für die nächsten Schleusen 🤣, doch die Ampeln sind noch nicht eingestellt. Paul will's nicht glauben und geht mit dem kleinen Gerätchen zur Aktivierung der Schleusen zur Schleuse um die Ecke 😂, aber auch das nützt nichts. Auf dem Rückweg zum Boot kommt ihm ein VNF-fahrzeug entgegen. Der nette Mann klärt ihn auf, dass wegen dem Corona-Scheiss dieser Kanal nur ab 9.30 Uhr  geöffnet ist. Nach Pauls Schilderung der Lage erklärt er sich immerhin bereit, die Schleusen um 8.30 Uhr zu öffnen, uff, 😎😍😊.
Auf der Fahrt nach Joinville gilt wiederum an jeder Schleuse Wasserfilter reinigen.  Eine Schleuse schliesst wegen den vielen Algen im Wasser nicht, wir dürfen einen Stunde warten 😊. Letztlich erreichen wir unser Ziel um vier Uhr, es bleibt noch genügend Zeit um an der 200 Meter entfernten Tankstelle Diesel zu holen und im Super U einzukaufen.

Am Sonntagmorgen sind wir gemütlich am Frühstück als wir bemerken, dass die hinter uns liegende Schleuse bereits aktiviert ist, also fertig gemütlich und mit dem letzten Bissen im Mund Leinen los 😂😉. Wir wollen nach Vielleville, wo wir letztes Jahr bei Temperaturen um 38° im Schatten die grösste Sommerhitze überstanden haben. Wir finden den ganzen Tag die Schleusen überall bereit vor, was viel Wartezeit erspart. So kommen wir trotz der Algenpracht gut voran und sind so früh in Vielleville, dass wir spontan entscheiden,  noch bis 6 Uhr nach Riaucourt weiter zu fahren.
Gestern bemerken wir dann frühmorgens, dass die Schleusen für den Berufsverkehr werktags bereits um 7 Uhr öffnen und da wir uns berufen fühlen 🤣🤣🤣, fahren wir sofort los. Bis um 4 Uhr haben wir 20 Schleusen geschafft und wir steuern auf unseren Platz in Rolampont zu, doch die zwei Plätze sind von einer grossen Peniche belegt 😫😫. Wir müssen noch eine Schleuse hoch.
Ein vorbeifahrender VNF-Mann will von uns wissen, ob wir an unserem ausserhalb des Dorfes liegenden Platz bleiben werden und wann unsere Reise wohin weitergehen soll. Paul sagt ihm, dass wir möglichst früh los, also um 9 Uhr bei der Hebebrücke sein wollten. Der VNF-Mann meint, dass für uns Plaisanciers eigentlich die Schleusen erst um 9 Uhr offen sind, doch Paul gibt alles 😂, argumentiert mit den algenprächtigen Zuständen und den dadurch entstandenen Zeitverlusten 😎😍😊. Schliesslich willigt der VNF-Mann widerwillig ein...

Von Mantoche geht's am Freitag Morgen in Richtung Soing, doch auf dem Weg entscheiden wir uns spontan nach Scey weiter zu fahren, so nimmt unser Abenteuer mit Tammy und Serge schon nach 14 Tagen sein Ende. Im Hafen stehen nun beide Schiffe nebeneinander 😎😊.
Mit Serge feiern wir das Gelingen unserer gemeinsamen Fahrt, die uns allen viele neue Erfahrungen gebracht hat.
Morgen befahren wir wieder mit Sina die Saône, neuen Abenteuern entgegen...